Unterwegs

grundrecht auf glück

In Bhutan hat das Glück Verfassungsrang. Unser Autor Thomas Hauer hat den Westen des faszinierenden Himalajastaats erkundet und neben beeindruckender Natur eine tief in den Menschen verwurzelte Spiritualität entdeckt.

Text: Dr. Thomas Hauer
Foto: Tourism Authority of Bhutan by Marcus Westberg

Schon die Anreise ist spektakulär. Als gut zweieinhalb Flugstunden nach dem Start in Bangkok am Horizont die schneebedeckten 7.000er-Gipfel im Grenzgebiet zwischen Tibet und Bhutan auftauchen, macht sich gespannte Erwartung breit. Kaum hat die Maschine die lichte Wolkendecke am Eingang des Paro-Tals durchbrochen, scheint es fast, als ließen sich die Wipfel der schlanken Himalaja-Kiefern an den steil aufragenden Felswänden mit den Fingerspitzen berühren. Immer näher rücken die Bergflanken, vom Flughafen ist weit und breit nichts zu sehen. Erst als der Pilot eine letzte scharfe Rechts-Links-Kurve fliegt, taucht wie aus dem Nichts eine beängstigend kurz wirkende Landebahn auf. Sekunden später setzt das Flugzeug sicher auf.

Die ersten Eindrücke

Der als volksnah geltende Monarch Jigme Khesar Namgyel Wangchuck und seine königliche Gattin Jetsun Pema sind im ganzen Land präsent: Am Flughafen heißt ein überlebensgroßes Porträt der beiden Reisende willkommen, viele Bhutaner*innen heften sich das schmucke Herrscherpaar aus Respekt auch als Button ans Revers. Nicht nur Dorji und Kinley, die uns als Fahrer und Guide durch den Westen Bhutans begleiten werden, tragen den Gho, Bhutans Nationaltracht, ein knielanges Wickelgewand, dessen bunte Karomuster an schottische Tartans erinnern. Auch viele Einheimische ohne offizielle Mission kleiden sich gern traditionell. An Festtagen, von denen es unzählige gibt, sowieso. Den Luxus eines Chauffeurs lernen Bhutan-Reisende rasch zu schätzen. Tatsächlich wurde erst Anfang der 1960er Jahre mit Geld vom großen Nachbarn Indien die erste geteerte Straße im Land gebaut. Jeder Kilometer Asphalt zählt durchschnittlich 15 Kurven. Schlaglöcher, Erdrutsche und ähnliche Unbill nicht mitgerechnet. Dafür gibt es – quasi als karmischen Ausgleich – keine einzige Ampel im Land, die die Fahrt bremsen könnte. Das erledigen freilaufende Kühe, Hunde oder herumtollende Affen, schwer beladene Lastwagen und mitten auf der Straße parkende Autos. …

Foto: Six-Senses-Hotels & Resorts Bhutan

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